At the moment where your attention awakens through your sensory organs, enter the spatiality of your own heart.

Yoga Spandakarika

Yoga

Im wilden Jahr 1999 habe ich meine erste Yogaklasse besucht, und da wusste ich, dass ich angekommen bin. Auf der Yogamatte verschmolz meine Leidenschaft für Bewegung mit meinem Interesse an Philosophie.

Damals gab es nur wenige Yogastudios und der einzige Weg, tiefer in die Praxis des Yoga einzutauchen war, eine Ausbildung an der Yogaschule zu machen, wo man Yoga praktizierte. Genau das wollte ich. Aber auf keinen Fall wollte ich Yoga unterrichten, denn ich war schüchtern und hatte eine riesige Angst, vor Gruppen zu sprechen.

Meine Yogalehrerin ermutigte mich, es trotzdem zu tun. Also mietete ich einen Raum und startete 2002 meine erste Yogaklasse. Es kamen Schülerinnen zu mir, eine Gruppe toller Frauen, mit denen ich bis heute verbunden bin. Sie kamen jede Woche wieder, und das motivierte mich, weiterzumachen.

Das war eine gute Gelegenheit, meine Ängste tiefer zu erforschen. Es dauerte mehr als ein Jahrzehnt lang, bis sich hinter meiner Angst ein ungeahntes Potenzial zu öffnen begann und ich entdeckte, dass es meine Leidenschaft ist, mit Gruppen kreativ zu arbeiten. Mein persönlicher Weg, auf dem ich nicht nur diese Gruppenangst, sondern auch viele andere Ängste und Krisen überwinden musste, hat mir gezeigt, dass genau da, wo die größte Angst ist, auch das größte Potenzial liegt.

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Ich fühle mich tief verbunden mit der Philosophie des Kashmir Shivaismus, der keine keine Religion ist, sondern eine nicht-duale Tradition des Shivaismus, die im 9. Jahrhundert in Kaschmir aufblühte. Shakti, die weibliche Energie, spielt als Gegenpol zu Shiva in dieser Tradition eine zentrale Rolle und die Frau wird als Verkörperung der Shakti verehrt.

Der Kern dieser Philosophie ist Spanda, die die heilige Vibration, die durch den Körper und den gesamten Kosmos fließt. Sie ist die pulsierende, schöpferische Kraft, die alles durchdringt und die Essenz des Lebens ist. Die Praxis dieses Weges umfasst vier Wege:

1. Yoga der Emotionen – die Praxis ist, alle aufkommenden Gefühle als pure Vibration durch den Körper fließen zu lassen
2. Tandava- das ist eine sinnliche Tanzmeditation, bei der es um die Ausdehnung des inneren und äußeren Raumes geht
3. Visualisierungen – das sind sinnliche Meditationen über das zyklische Sein, den Mond und die schöpferische Kraft
4. Yoga der Berührung – das ist Tandava mit zwei Körpern

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Anders als in vielen anderen Yogatraditionen gibt es in dieser Philosophie keine Trennung von weltlichem Leben und Spiritualität. Die Praxis findet mitten im Alltag statt. Die Verbindung mit dem eigenen Körper, dem Mond und den Zyklen der Natur ist ebenso ein Teil der Praxis wie die Gemeinschaft mit anderen Menschen. Es gibt die Mikro-Praxis – das sind kurze Übungen, die nur eine oder zwei Minuten dauern und die man wie kleine Sternchen über den Alltag verstreuen kann.

Wenn du mehr über den kaschmirischen Shivaismus erfahren willst, kannst du ein Interview von mir mit Daniel Odier, einem Experten dieser Philosophie, lesen: Liebe ist Präsenz. Im Herbst 2025 wird es mit ihm ein Interview im Ananda Podcast geben.

Its not the weight of the stone. Its the reason why you lift it.

Hugo Girard